Die angekündigte Entlassung des Siemens-Chefs Peter Löscher sorgt für Schlagzeilen, auch wenn sie nicht überraschend wäre. Nach einer erneuten Gewinnwarnung in der letzten Woche dauerte es nicht mehr als drei Tage, bis die Ablösung des Österreichers bekannt gegeben wurde. Voraussichtlicher Nachfolger ist der jetzige Finanzvorstand Joe Kaeser.

Aktienkurs wieder stabil

Die abschließende Entscheidung für Kaeser wurde am Mittwoch in einer Aufsichtsratssitzung getroffen. Die Börsen reagierten schon einige Tage zuvor auf den anstehenden Wechsel an der Konzernspitze. Die Aktie zog an, ohne dass Insider dieser Entwicklung allerdings sonderliche Bedeutung beimessen. Letztlich gleicht der Wertanstieg nur den Verlust aus, den die Gewinnwarnung verursacht hatte. Die Ankündigung, die Gewinnerwartung für 2014 um 1,4 Milliarden Euro zu verfehlen, hatte für einen Kurseinbruch gesorgt.

Kaeser ist ein echter “Siemensianer”

Der neue Chef des Flagschiffs der deutschen Wirtschaft ist seit 33 Jahren bei Siemens beschäftigt und hat dort mit einer steilen Karriere beeindruckt. Höhepunkt war die Ernennung zum Finanzvorstand im Jahre 2006. Vom neuen Mann an der Spitze erhofft sich das Unternehmen eine grundsätzliche Umstrukturierung und eine neue Geschäftsstrategie. Drei der vier Sektoren, so werden firmenintern die Geschäftsbereiche genannt, sind zu konjunkturanfällig oder arbeiten mit Verlust. Im Sektor Energie verantwortet Peter Löscher beispielsweise milliardenschwere Fehlentscheidungen.

Löscher und Kaeser seit Jahren uneins

Trotz der engen Zusammenarbeit mit Löscher ist Kaeser seit Jahren sein einflussreichster Gegenspieler und stärkster Kritiker. Vielen Beobachtern gilt er als der geeignetste Kandidat für die Chefposten. Ob er ihn wirklich bekommen würde, war bis zuletzt offen. Sogar einflussreiche Aufsichtsratmitglieder wie Josef Ackermann sprachen sich gegen die “würdelose” Entlassung von Löscher aus.